tagebuch


20.04.13


20. Ska-Festival in Unterwaldhausen (von Andi)


Seit dem letzten Tagebucheintrag zum zwangzigjährigen Bandjubiläum ist schon eine Menge Wasser die Zeltdächer hinuntergeflossen, doch schreit das 20. Skafestival, das dieses Wochenende in Unterwaldhausen stattfand, nach einer Nachlese. Und einer Danksagung an den Mann, der das Skafestival und moskovSKAya ins Leben gerufen und über all die Jahre am Leben gehalten hat: Danke Manne Schlagenhauf!

Zum Jubiläum hat sich auch die moskovSKAya Urbesetzung mit Flo die Lippe Obinger, Leo Leberkäs Eberle, Steffe Liener Lachs Roth, Stippo Abt, Alex Dopfer, Manne Schlagenhauf Stefan Medel kam im Rahmen ihrer "Obwohl wir keinen Erfolg hatten, sind wir dennoch Mensch geblieben" Tour wieder die Ehre gegeben. Abseits der Bühne hat es etwas von Familientreffen, wenn sich 15 moskovSKAya-Musiker mit zusammen 250 Jahren Bühnenerfahrung und 45 Kindern treffen. Doch wenn der Auftritt Beinnäher rückt, ist es mit der Beschaulichkeit vorbei. Gebisse raus, Hüfthalter an und los geht's.

Auf der Bühne haben die alten Herren mal wieder gezeigt, dass sie von der Alterssenilität bislang verschont geblieben sind und nichts verlernt haben. Mit alten Hits wie Raissa, Huah und Banana Banana haben sie die Menge aufgeheizt, bis auch der letzte im Zelt den Regen außerhalb des Zelts vergessen hatte.

Danach hat die aktuelle Besetzung mit Klassikern wie der Königin der Nacht, Circus nahtlos an die Altstars angeknüpft. Aber neben alten Hits und den Songs von der aktuellen EP wurde auch brandneues Material uraufgeführt. Und so war die Stimmung bald am Siedepunkt und der einzig relevant Reger war der am Zeltdach kondensierte Schweiß des Publikums und der Band. Auch wenn uns unser Manne vor der obligatorischen Zugabenrunde von der Bühne getrieben hat, war es eine tolle Show, die Lust auf mehr gemacht hat. Es wird also ohne Zweifel noch das ein oder andere Skafestival-Jubiläen geben.

Wer so lange nicht warten möchte, kann moskovSKAya in 2 Wochen im Rahmen der Ravensburger Jazznacht hören, wenn es im Foyer der Kreissparkasse heißt: "unemployed and hopless, so we sing that rudeboy song".

Bis dahin, stay nude!




12.06.09


Skafestival (von Andi)



Alle Jahre wieder ist das stetig wachsende Ska-Festival in Unterwaldhausen ein Höhepunkt für uns. Doch irgendwie ist auch jedes Jahr anders und hat was ganz eigenes. Dieses mal war es das erste mal, dass unser Sänger Ralf in die Höhle des Löwen musste. Nach 18 Jahren Stefan Medel hat eine neue Ära begonnen. Doch selbiger wollte und konnte wohl nicht ganz ohne den Nervenkitzel, den es bedeutet wenn man vor der brodelnden Masse im viel zu heißen Zelt steht und sich spätestens ab dem fünften Lied gegen die auch auf der Bühne pogenden Zuschauer verteidigen muss. Daher hat er seine Klampfe eingepackt und sich kurzerhand zu uns auf die Bühne gestellt (Stefan, wir erwarten noch ein Einstandsbier).

Aber Ralf war nicht der einzige, auch unser Tenorsaxophonist Hansi hatte seinen ersten Auftritt in Unterwaldhausen. Nach einer langen Karriere bei Oberschwabens fast bester Ska-Band, die es aber aus unerfindlichen Gründen noch nie geschafft hat, auf besagtem Festival unterzukommen (warum nur?) durfte er nun zum ersten mal bei den ganz großen mitmischen. Und unsere beiden Rookies haben ihre Sache hervorragend gemacht, es war ein gelungener Auftritt und wir haben unter dem Tosen des Publikums eine gefühlt 3 Stunden lange Show vom Feinsten hingelegt. Auch das restliche Programm war wie immer sagenhaft. Nach uns durften unsere (unfreiwilligen) Namensvetter von Russkaja auf die Bühne und haben vor allem Bühnenoutfittechnisch die Messlatte angehoben. Die Geigerin wiegt ungefähr so viel wie Medis rechtes Bein, dafür wiegt der Sänger soviel wie die ganze Band zusammen. Wahnsinns Show. Und auch die Toasters, longest running Ska Band ever, konnten voll überzeugen.

So bleibt uns nur, dem Mann der das ganze jedes Jahr möglich macht zu danken, unser Manfred Schlagenhauf macht einen unvergleichlichen Job. Es gelingt ihm, in ein kleines Dorf die weltweit besten und bekanntesten Ska-Acts einzuladen, ein großes Publikum für diese Art von Musik zu begeistern und sowohl beim Publikum als auch bei den Bands eine lockere, friedliche und ausgelassene Athmosphäre zu schaffen.

Wer wissen möchte, wie es hinter den Kulissen aussieht und wie viel Aufwand das ganze gerade für Manne bedeutet, der kann am 29.06. um 18.15 Uhr in Südwest 3 eine interessante Fernsehreportage im Rahmen der Sendung "Nahaufnahme" dazu sehen.

Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr.




24.06.08


Rumänien 2008 (von Andi)



Donnerstag:
Der erste Lacher schon vor der Abfahrt. Unser neuer Tenorsaxophonist Hansi ruft mich zehn Minuten vor dem Treffpunkt an und meint er würde sich um 5 Minuten verspäten. Da weiß jemand nicht, dass moskovSKAya den Begriff cum tempore erfunden hat. Eine Stunde zu spät, aber sichtlich gut gelaunt geht die Reise dann los. Auch neu unser Bandinternes zwei Klassensystem, 6 Fahren die 1500 Kilometer, 3 fliegen.

Einen Kasten Bier und etliche Schnäpse später kommen wir in Budapest an. Natürlich haben wir (happy) erstmal den falschen Stadtteil angesteuert, Landeier in der Großstadt eben. Und schon merkt man wieder, dass Hansi neu ist. Will er doch tatsächlich Einheimische nach dem Weg fragen. Wie immer fahren wir aber auf gut Glück noch ne Stunde durch Buda und Pest und kommen dann zum Hotel. Aber ja nicht nachfragen!

Das Fußball-EM Viertelfinale Deutschland Portugal wollen wir auf jeden Fall sehen. Da wir uns auch da mal wieder mit der Straßenbahn verfahren enden wir in einer kleinen Spelunke die wir durch eine Lokalrunde erstmal zu Deutschlandfans machen. Geiles Spiel, lustiger Abend. Und ab in die Heia. Aber nicht für alle, einige gehen noch durch die Stripschuppen von Budapest. Während die einen noch feiern, sind die anderen schon am reiern.

Freitag:
Nach einem abartig schlechten Frühstück sind wir doch tatsächlich pünktlich losgefahren. Wahnsinn. Und einer hat doch tatsächlich wieder ein handwarmes Bier zum Frühschoppen. Auch Wahnsinn. Nach etlichen Stunden durch die Ungarische und Rumänische Einöde kommen wir in Cluj an. Auf der Suche nach jungfräulichen Nutten mit langjähriger Berufserfahrung verfahren wir uns und treffen so auf den ersten Abzocker, der uns ein Parkticket für stolze 13 Euro verkauft, das sind umgerechnet rund 50 Lei und somit ein kompletter Abend in einer Stangenbar für 6 Personen… . Nach endlosen Telefonaten treffen wir vor dem Club dann doch tatsächlich auf unseren Bandjetset. Jetzt kann´s richtig losgehen.

Der Club ist brechend voll und nach zwei Stunden bei 45 Grad und 130 % Luftfeuchtigkeit auf der Bühne brechen wir erschöpft zusammen. Kaum zu glauben wie viele Deutsche auf unserem Auftritt waren. Da muss ein Nest sein.
Schon wieder verfahren, aber ein Taxi bringt uns mitten in der Nacht doch noch zum "Hotel", wo´s nach einem gute Nacht Bier dann etwas ruhiger wird.

Samstag:
Das Frühstück ist unwesentlich besser als gestern, aber wir haben´s mal wieder eilig. Für 300 Kilometer muss man in Rumänien 5 bis 6 Stunden einplanen. Die Straßen sind der Witz. So sahs bei uns nach dem ersten Weltkrieg aus. Aber das wurde ja dann geändert…

Stopp in einem riesen Einkaufspark, Mittagessen und eine wichtige Anschaffung für die Bühnenfigur, ein Busfußball. Da wurde auf dem Parkplatz den Rumänen gezeigt warum Sie ausgeschieden sind und wir im Halbfinale stehen.

In Kronstadt angekommen können wir uns schon wieder vorstellen, wie heiß und stickig es in dem Gewölbeclub wird. Nach ausgiebigem Soundcheck und einem Essen ganz nach unserem Geschmack, also mit zwei Gängen aber 12 Getränkerunden gings dann in den Club. Unglaublich voll und fast noch heißer als am Freitag. Gott sei Dank drohen die Nachbarn zu randalieren, daher müssen wir nach einer guten Stunde aufhören. Stefan hat sich aber in der Zeit trotz extremen Magenschmerzen alles abverlangt und fällt deshalb nach dem Auftritt tot ins Hotelzimmer. Bis er dann von einem Saxer aus den Träumen gerissen wurde, aber dazu später.

Einige von uns gehen noch mit den Organisatoren in einen Club. Hier ist´s noch lauter als auf unserer Bühne, aber die Getränke sind dafür auf rumänischem Preisniveau. Macht alles erträglicher und attraktiver. Da auch die Taxis hier billiger sind als der Gummiabrieb von deutschen Schuhen auf der Strecke macht´s auch nichts, dass nicht alle gleich heimwollen. Aber gegen 6 treffen dann die letzten am Hotel ein und wecken unseren schlafenden Sänger. Muss ja wissen was er verpasst hat…

Sonntag
Übernachtung im Grandhotel, das mit dem Frühstück geht also doch. Halt wohl nicht unter vier Sternen, aber so ordentlich gestärkt geht´s dann wieder in den Bus. Gentlemen-like fahren wir unsere Übernachtungsgäste noch in die Stadt und machen uns dann auf den Weg nach Iasi.

Der Karpatenaufstieg ist die Hölle, hier sind die Straßen noch schlechter und alles noch ärmer. Da kann man noch so fertig sein, auf solchen Straßen kann man nicht schlafen. Also muss man sich ablenken. Drei Liter PET-Flaschen Bier sind da genau das richtige.

Wieder der festen Überzeugung, dass man in einem Land ohne Strassennamenschilder den Weg dennoch finden kann, erkunden wir Iasi in einem nicht nachvollziehbaren Zick-Zack und landen irgendwann am Club, d.h. erst mal ein kleiner Shock, der Club ist eine abrissreife Industriehalle, dies jedoch nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick eröffnet sich im Innern ein Mega-Moderner Club, mit halbschwulen weißen Ledersofas. Respekt, dieses Club-Niveau findet man ja kaum in Deutschland.

Nachdem wir uns anhand unserer Vorband ein Bild vom Niveau Rumänischer Skabands machen können, können wir es kaum erwarten bis wir endlich auf die Bühne dürfen. Heute hat´s da nämlich endlich mal ausreichend Platz und angenehmes Klima. Und die beste Aussicht auf die rumänische Damenwelt. Und auch hier können wir nur sagen, die Rumänen können feiern, Respekt. Macht richtig Spaß hier zu spielen.

Schließlich kommen wir ans Hotel und müssen uns da schon von unserem Bandjetset verabschieden, die morgens um 6 Uhr schon losfliegen werden.

Montag
Hansi wollte auch zum Jetset gehören. Aber alles nicht so leicht, er hat sich zwar einen Flug buchen lassen, aber leider geht der erst einen Monat später. Also am Flughafen umbuchen und per Businessclass wieder nach Deutschland. Da ist die Gage recht zügig verbraucht.

Der Rest bekommt erstmal wieder ein ordentliches Frühstück und noch Busverpflegung von unserem Organisator. Vorbildlich. So gestärkt geht´s wieder auf die Straße.

Heute ist die große Bergetappe. Auf dem Weg durch die Karpaten haben wir fußballgroße Schlaglöcher, kurz vor dem Einsturz stehende Brücken und um 300 % überladene LKW als Hindernisse vor uns. Doch Manne gibt trotzdem ordentlich Gas. Als wir das endlich überstanden haben gibt´s kurz vor der Grenze nahe der Ukraine noch ein leckeres Essen im Grandhotel und dann geht's über die Ukraine weiter nach Österreicht. Mittlerweile fährt Andi und erwischt kurz nach Wien endlich eine Tanke, die uns 64,8 Liter in unseren 65 Liter Tank laufen lässt. Das war knapp, oha. Und dann weiter nach Deutschland, wo uns die Sparkasse morgens um 10 erstmal erzählt, dass usnere mitgebrachten Lei (Rumänische Währung) nirgends getauscht werden, und Happy uns dann aus sexuellen Motiven noch auf einen Leberkäse aufhält. Aber endlich, nach 27 Stunden Fahrt, sind wir wieder daheim und trotzdem der Meinung, wir würden es direkt wieder machen.

Danke auch ans Goethe-Institut die uns diese Tour ermöglicht haben. We´ll be back!




13.01.08


Engelberg Yucatan (von Andi)



Endlich mal wieder in die Schweiz. Alle freuten sich, mal wieder im Yucatan in Engelberg spielen zu können. Aber vor dem Vergnügen kommt ja bekanntlich die Arbeit, und die hatte an diesem Samstag unser lieber Manne. Erste Hürde, die Band einsammeln. Bei uns kommt das dem Domptieren eines Sacks Flöhen gleich, und dann kam der Kampf mit den Schweizer Grenzbeamten und dem Navigationssystem. Auch hier siegreich kam das dicke Ende ab noch, Bergetappe kurz vor Engelberg. Nicht die Berge die man in Oberschwaben kennt, hier war ein Blizzard unterwegs, der die Passstraße in die Manege von "Stars auf Eis" von und mit Manfred S. verwandelte. Trotz neuer Winterreifen und jeder Menge Anlauf wollte unser Bus partout nicht so, wie Manne wollte. Da hilft nur eins: Überflüssiger Ballast raus aus dem mollig-warmen Fahrgastraum und ab auf die Hinterachse. Bei uns heißt das Schlagzeuger, Keyboarder, Gitarrist, Trompeter und Posaunist ab in den Kofferraum. (Überlegt mal wer noch vorne sitzen dufte…).

Dank einer Tonne mehr Anpressdruck war die Straße für den Sprinter kein Problem. Viel zu spät zum Soundcheck, aber genau richtig zur Happy Hour kamen wir also im Yucatan an. Arbeit getan, ab hier kam das Vergnügen.
Gefühlte Fakten zum Auftritt: 5 Stunden Auftritt, 5 Liter Flüssigkeitsverlust (konnte aber schnell wieder aufgefüllt werden) und 50 Grad Celsius auf der Bühne. Genau unser Biotop also.

Und dann der Anfang vom Ende. Vor der Zugabe kam Roger unserem Verlangen nach Schmerzbetäubung nach, Wodka pur, unsere Spezialdisziplin. Es blieb aber nicht dabei. Das Barpersonal und vor allem Clubchef Roger haben uns derartig unter den Tisch gesoffen, dass sich das Feld stündlich ausgedünnt hat. Um 7 Uhr morgens bin ich als letzter mit Roger aus dem Club, aber da war schon stundenlang klar, heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage!




09.09.07


Stuttgart und Ilsenburg (von Andi)



Endlich mal wieder ein Gig in der Landeshauptstadt Stuttgart. Doch kaum angekommen ging es los, der Anlagenverleiher lieferte uns zu wenig Kabel und Fetz damit einen Grund, komplett durchzudrehen. Gott sei dank sorgte das Team der Wagenhallen für reichlich Bier und Kaffee so dass wir uns über die schönen Seiten der Lokation freuen konnten: endlich hatten wir mal wieder genug Platz, unser heißgeliebtes Banner stilecht in Szene zu setzen.

Doch bevor wir anfangen konnten stand eine Bandsitzung an. Da Happy noch ein dreistündiges Telefonat annehmen musste, waren wir schon ordentlich angeheitert, bis die Sitzung losging. Mit so gelockerter Zunge sabotierte Andy B. daher durch unglaubliche Verbalattacken die Sitzung. Diskutieren war also unmöglich. Blieb noch ausboxen oder austrinken übrig. Zivilisiert wie wir sind haben wir uns natürlich für´s austrinken entschieden.

Vollprofis die wir sind musste das aber bis nach dem Auftritt warten. Bis dahin wird bei uns nur getrunken, was auch direkt wieder ausgeschwitzt wird. Also nicht mehr als einen halben Kasten Bier pro Nase oder die gleiche Menge in hochprozentigem. Weil das Manne alles viel zu viel wurde, ging der lieber ans Lagerfeuer zu seinen Freunden mit den Irokesenschnitten und lud sie ein. Was würden wir nur ohne unseren Band-Steetworker tun???

Auftritt bravourös wie immer absolviert, danach wurde endlich mal wieder getrunken, gekickert und nebenbei eine völlig neue Sportart entwickelt: Backstagesurfen. Nichts für Anfänger! Da wird´s einem nämlich so schwindelig, dass mancher sich das Catering nochmal durch den Kopf gehen lassen muss.

Danach wurde, zumindest von denen die noch konnten, die Stadt auf links gezogen. In einer fiesen Spelunke wurden uns die abartigsten Shot-Kreationen angetragen. Doch als auch diese anstandslos vernichtet wurden, wollte uns niemand mehr weiter abfüllen? Wirklich niemand? Nein, Musiker werden von einer Spezies immer liebevoll umsorgt: von nackten Frauen. Und die gabs in der letzten Bar in rauhen Mengen. Sauber und großen Respekt an die Stuttgarter, so gut wurden wir selten versorgt.

Neuer Tag, altes Spiel: Noch vormittags musste die letzte Busreihe eine Flasche Wodka kaufen und vernichten. Wo das bei uns endet, wissen wir alle: Schlagerparty im Bus. You can take them out oft the country, but you can´t take the country out of them. Für die nächste Ausfahrt wird schon an einer Schaumkanone gearbeitet.

So aufgeheizt ließen sich die arktischen Temperaturen in Ilsenburg schon wesentlich besser ertragen. Oder lag das doch nur am Glühwein, den es auch Anfang September schon gab? Wer weiß.

Als Support spielten unsere Freunde von der Rotterdam Ska Jazz Foundation. Das kam uns gelegen, denn es war Länderspieltag. Und was die Jungs auf dem Rasen, können wir im Backstage schon lange. Tischfußballländerspiel. Und das war hart umkämpft, da Holländer im Coffee-Shop um sich die Zeit des Rauchens zu versüßen, Kickern wie die Bekloppten. Aber es kann nur einen geben, Team MoskovSKAya 1 bleibt auch hier ungeschlagen.

Bleibt noch zu erwähnen, dass wir es nach dem Auftritt geschafft haben, die einzige Disco in einer 10.000 Einwohnerstadt nicht zu finden und uns somit im Hotel erholen konnten. Denn die nächste Schlagerparty lauerte schon auf der A5.




28.07.07


Force Attack (von Andi)



Freitagabend: Ungläubiges Staunen im beschaulichen Unterwaldhausen als klar wird, dass wir tatsächlich einen Band-Tischkicker gekauft haben. Damit ist der entscheidende Schritt, der die Band auf ein neues Level bringt, getan. Mit vollem Elan also ab nach Mössingen, aber halt, was fehlt? Dopfi´s Kasten Bier und unser Organist. Kurze Diskussion, ob es weniger Arbeit ist, das Keyboard auszuladen, oder auf Charly zu warten. Da niemand mehr aufstehen will, warten wir halt in Gottes Namen.

In Mössingen angekommen macht sich blankes Entsetzen breit: Da steht doch glatt schon ein Kicker. Frechheit. Dafür stehen auch ne ganze Menge Leute da, was etwas entschädigt. Und man hat uns einen Tennisplatz bereitet, doch wir haben Angst vor fiesen Zerrungen, also beschränken wir uns auf unser eigentliches Metier: Trinken.

Auftritt läuft, Publikum kocht und Punkt Mitternacht ist auch alles wieder vorbei.

Da wir noch auf Andy und Frickinacko warten müssen, wird Charly noch der Marsch geblasen und weitergetrunken. Wir lernen nette Mädels kennen, die sich auch sofort bei Herrn Dr. Medel in Behandlung begeben.

Irgendwann muss aber auch mal Schluss sein, also gegen drei Uhr ab in den Bus und die Force-Attack-Fahrt begonnen. Kurzer Zwischenstopp in Stuttgart beim Jetset und dann Vollgas. Manne fährt 700 Kilometer zackig und ohne irgendwelche Vorkommnisse, Andi setzt sich ans Steuer und findet in der ersten halben Stunde direkt nen ordentlichen Stau.

Trotz allem noch rechtzeitig in Behnkenhagen angekommen wird uns klar auf was wir uns da eingelassen haben. Das Zeltlager gleicht einem Mittelalterlichen Belagerungsring mit gleichzeitigem Rittergelage. Diverse Supermärkte der Region mussten ihren Einkaufswagenfuhrpark opfern, damit die Punker ihr Bier auch standesgemäß transportieren können. Naturgemäß wird selbst vom Campingplatz zum eigentlichen Areal noch versucht zu trampen und mal vorsichtig geschaut, ob eventuell ein Bier abgreifbar ist. Wild.
Im Backstage angekommen stechen sofort die sanitären Einrichtungen ins Auge: Ein Gartenschlauch als Dusche und eine stattliche Reihe Dixies für den Rest. Also war klar, hier hätte sich Charly wohl gefühlt wie die Made im Speck. Dann erstmal im Festivalbüro sportliche 100 Biermarken bekommen und nach einem Platz im Backstagecampingplatz neben Pöbel und Gesocks, den Pestpocken und wenn möglich hinter den Zaunpfählen gesucht. Erste Amtshandlung war dort natürlich den Kicker aufzubauen und zu entjungfern. Team moskovSKAya 1 hat dabei Bad Shakyn 1 eine derartige Packung verpasst, dass darauf erstmal ein ordentliches Frustbier für die Jungs fällig war. Aus dem Cateringzelt schon die ersten Autogramme für Lyn und Jayle geschrieben, Mandy, Nancy, Jacqueline und Chantall waren noch mit ihren Freunden Ronny, Maik und Dennis zu Gange.

Erster Rundgang über´s Gelände: Hier geht´s nicht nur um Musik, hier wird auch Politik für die Welt gemacht. Der Kanzlerkandidat der APPD, gleichzeitig Sänger der Kassierer, hält nackt eine Rede zur Lage der Nation und erläutert das Festivalmotto: Arbeit ist scheisse und Fick heil. Aha, hier sind wir richtig. Nur manche von uns nehmen es damit nicht so genau, denn freiwillig ist die hannoveranische Fotografin neben uns sicher nicht alleine in ihr Bett.

Vor der Bühne wird klar, dass die sanitären Verhältnisse hinten im Backstage für Punker ähnlich wie für den Normalsterblichen die im Ritz Carlton sein müssen. Hier vorne wird gepisst, wo man gerade steht. Und nicht nur das, zumindest riecht es ordentlich nach Scheisse, Hunde sind aber auf dem Gelände verboten… Einziger Lichtblick bei den Essensständen, denn da steht: Wer hier pisst, bekommt eins in die Fresse. Wörtlich.

Nach weiteren mehr oder weniger harten Tischkicker-Matches machen wir uns mal auf zu unserem Auftritt. Was man nicht gedacht hatte, hier sind wirklich Profis am Werk. 20 Minuten für Aufbau und Linecheck, alles optimal organisiert und nochmal ausreichend Zeit Bier zu holen.

Angesagt von einem Punker mit himmelblauer Sonnenbrille und undefinierbarer Frisur legen wir los, und zwar wie die Feuerwehr. Das wird auch den Punkern klar, das Zelt bricht aus allen Nähten und hinter und neben dem Zelt ist ebenfalls ein riesen Gedränge. Wir waren überrascht und überwältigt zugleich. Erst recht, als sich rausstellte, dass das Zelt bei keiner anderen Band auch nur annähernd so voll wird. Wie es sich für Punker gehört wird getanzt bis der Arzt kommt, geschrien, gesoffen und uns alles abverlangt. Als Andi bei der letzten Zugabe in den Bühnengraben geht, kostet ihn das fast nicht nur die Hose. Nach einer Show mit allem was dazu gehört, gefühlten 20 Songs in 45 Minuten, Pogen, Stagediven etc. ist für uns Schluss und nachdem noch kurze Interviewwünsche erfüllt werden ist klar, jetzt geht´s zum gemütlichen Teil.

Jede Menge Bier und zahlreiche illustre Getränke (neongrüne Wodkabowle???) später wird klar, wer hier die Massen noch besser als wir im Griff hat. Pöbel und Gesocks und Loikämie (ja, oikämie) haben Texte, die hier jeder kennt. Kostprobe? Gerne: Gute Worte, schlechte Taten, wir sind Deutschlands Saufsoldaten… Da wird nicht nur gefeiert, da wird mit allerlei Zeug geworfen, sich nackig gemacht, und gepogt bis der Arzt kommt. Mitten drin statt nur dabei Manne, Fetz und Frickinacko, die bei jeder Band abgehen, als gäbe es kein Morgen. Andere brechen bei dem Tempo einfach zusammen. Arbeit für die Sannis, die hier wohl aus ganz Meck-Pomm herbeordert wurden. Läuft aber sehr unauffällig und scheint bei Punkern zur Tagesordnung zu gehören. Apropos Tagesordnung, dass ein Bier nur einen Oiro kostet hält natürlich nicht davon ab, trotzdem entweder selber Öttinger zu importieren oder entweder nach Geld oder einfach Bierschlücken zu schnorren. Wer das nicht verstanden hatte war Basti, lässt sich ohne Worte sein Bier abnehmen und beschwert sich erst später bei der Band drüber. Hat wohl das Elementare Grundverständnis für Punker nicht mitbekommen.
Nachdem wir der traditionellen Müllschlacht auf den Campingplätzen entgangen sind und die Nacht hereingebrochen ist, wird weitergetrunken, die Bands werden lauter, leider nicht unbedingt besser, und auch die Punker verteilen sich zunehmend über das ganze Gelände. Gegen 2 Uhr hört die letzte Band auf, macht aber nichts, nicht nur die Getränkestände haben durchgehend offen, sondern auch die Konserve spielt in infernalischer Lautstärke Gitarrengeschrammel nachdem keine Band mehr spielfähig ist. Die Bands haben sich mittlerweile nämlich alle im Cateringzelt versammelt, das sich ab elf in eine Cocktailbar verwandelt hat. Als die meisten ins Bett gehen, hat nur einer noch nicht genug. Frickinacko. Nach ersten vergeblichen Abgrabversuchen findet sich doch noch eine Punkerin die ihm gefällt und mit der noch was geht. Manne musste schon präventiv das Zelt räumen, bis dahin hat Frickinacko es aber nicht mehr geschafft. Als wir ihn finden, liegt er auf zwei Bänken im Cateringzelt und ist nicht wachzukriegen. Nach etlichen Versuchen kommt unser Zappelphilipp aber doch noch irgendwann zu sich und nach einem Kaugummi und etwas Kaffee sieht die Welt auch gleich viel besser aus. Was genau und vor allem wo er es aber dazwischen getrieben hat bleibt sein Geheimnis. Diagnose: Filmriss.

Abfahrt nach Hause. Wieder fährt Manne den VIP-Shuttle ohne Probleme und Medi kommt rechtzeitig auf seinen Flieger in Berlin. Irgendwo in den Tiefen der ehemaligen DDR wird getauscht, Andi fährt wieder und diesmal wird ein richtig amtlicher Stau schon nach wenigen Kilometern ein ordentlicher Stau gefunden. Innerhalb von 3 Stunden schaffen wir gerade mal 100 km, in denen aber 3 Staus gelauert haben. Kleiner Zwischensprint, aber als der Staufinder wieder zuschlägt ist Schluss, Fahrerwechsel, Basti fährt, der Rest kümmert sich um Water-Woman. Der gefällts aber im Bus nicht, daher fliegt sie in hohem Bogen auf den Mercedes neben uns und ward nie wieder gesehen.

Desillusioniert, übermüdet und mit deutlichen Sprachproblemen kommen wir nach 13 Stunden Fahrt wieder in Unterwaldhausen an. Und eins ist klar, da müssen wir wieder hin.